Uwe Jerathe
In 2006 habe ich mit viel Enthusiasmus und Engagement mit der Wagyu-Zucht in Deutschland begonnen und kann daher auf eine umfassende Erfahrung zurückblicken. Der Anstoß, diesen Weg zu gehen, kam von einem Bericht über das aus vielen Gründen herausragende Fleisch – ein Kontrast zu dem in dieser Zeit immer mehr produzierten „Industriefleisch“. Klasse statt Masse – zurück zum Geschmack! Als einer der Mitbegründer des deutschen Wagyu Verbands steht für mich die systematische Entwicklung und Verbreiterung des genetischen Pools dieser Rasse im Vordergrund. Die Grundlage dazu kommt aus meiner eigenen Zuchtherde, die beinahe 100 Tiere umfasst, und aus selektierten Importen. Ich pflege ein umfassendes Netzwerk aus Partnerschaften zu Züchtern in aller Welt. Neben den USA sind die hauptsächlichen Quellen aus Australien. Meine ersten Embryonen- und Spermaimporte stammen dorther, im weiteren Zeitablauf konnte ich sehr viel hochwertige Genetik aus „Down Under“ für den europäischen Markt besorgen. Mittlerweile haben Nachkommen bzw. Genetik aus meiner Zucht Einzug in viele Herden im In- und Ausland gehalten. Sehr gerne teile ich auch mein Wissen mit anderen Züchtern, um optimale Anpaarungen zu definieren bzw. die Herdenstruktur durch gezieltes Vorgehen zu verbessern.
Sarah Jerathe
Mit mir tritt nun die zweite Generation unserer Familie in die Wagyu-Zucht ein. Ich habe meinen Master in der Fachrichtung Nutztierwissenschaften erfolgreich beendet und konnte in meinem Praktikum bereits erste Erfahrungen in der Herdbuchzucht sammeln. Meinen Vater unterstütze ich bereits seit einigen Jahren. Insbesondere das Management der Herde und die Registrierung der Tiere im deutschen Herdbuch obliegen mir. Weiterhin registriere ich unsere Tiere im australischen Herdbuch, um genomische Zuchtwerte zu erhalten als Bestandteil der Entscheidungen für die weitere Zucht.
Ein starkes Team!
Wir haben auf vielen Veranstaltungen unseren Rasseverband unterstützt und leisten durch unser ehrenamtliches Engagement unseren Beitrag zu der Etablierung dieser besonderen Rasse in Deutschland und Europa. Weiterhin engagieren wir uns mit eigener Präsenz zum Beispiel auf der EuroTier und regionalen Veranstaltungen. Wir importieren nicht nur Genetik, sondern wollen uns auch selber von der Qualität vor Ort überzeugen. So haben wir beispielsweise am Wagyu-Zenkyo 2017 in Japan teilgenommen, der Schau schlechthin für diese Rasse. Das Treffen dort mit dem Chef von World K’s, dem ersten Exporteur von japanischer Genetik in den 90ziger Jahren, hat uns wichtige Impulse gegeben. Von diesem haben wir das Sperma des Bullen „WKS Michitsuru“ eingekauft, der sich in den letzten Jahren als außerordentlicher Performer in Sachen „Marmorierung“ herausgestellt hat. Ende 2019 fand dann eine große Rundreise bei australischen Züchtern statt, von denen wir teilweise exklusiv die Genetik beziehen. Um nur einige Beispiele zu nennen.
Unser Fokus liegt auf den „Fullblood-Wagyu“ – also der Zucht von reinrassigen Tieren, deren Ursprünge zu 100% auf japanische Genetik zurückzuführen sind. In unserer Herde gibt es viele sehr gute Zuchttiere, was durch genomische Zuchtwerte und Körungen/Bewertungen belegt ist.
Um Mutterkuh-Haltung betreiben zu können, muss bei den weiblichen Tieren die Milchleistung sowie der Rahmen verbessert werden – Fakten, auf die in Japan kein besonderer Wert gelegt wird, da die Kälber zumeist direkt von Hand aufgezogen werden. In Deutschland ist aber die Mutterkuh-Haltung ein Zuchtziel, so dass die Züchter hier die Genetik weiterentwickeln müssen. Dies haben wir bereits vor Jahren konsequent in unserem Zuchtprogramm verankert und können auf erste Erfolge zurückblicken. Natürlich haben wir auch Tiere mit sehr guten Marmorierungswerten in unserer Herde, von denen wir Embryonen gewinnen oder diese als Zuchtbullen einsetzen.
Weiterhin ist die Zucht von hornlosen Wagyu ein wichtiges Ziel. Als erste Züchter in Europa haben wir das Sperma von dem homozygot hornlosen Bullen BAR R Arimura von Jerry Reeves aus den USA importiert. Von diesem Bullen stammt der erste homozygot hornlose Besamungsbulle Europas ab – Kiramusuko 2. Mittlerweile sind einige sehr gute homozygot und heterozygot hornlose Tiere in unserem Bestand – zusammen mit unserem Zuchtpartner Steffen Schäfer. Durch systematische Zucht und weitere Importe haben wir eine sehr gute Grundlage geschaffen für die Entwicklung dieser Zuchtrichtung.